Freitag, 12. Juni 2015

Von der Idee zum Kurs - Teil 1



Hallo meine Lieben, 

heute möchte ich für Euch ein bisschen den Vorhang hochziehen und euch blicken lassen, was so alles bei der Organisation eines Kurses los ist. Der Anlass dafür ist das Erstaunen eine liebe Teilnehmerin im Kurs letzen Monat im Wels, dass meine Arbeit nach dem Kurs noch nicht getan war, sondern noch weiter ging.
Ich war auch ein bisschen erstaunt zu erfahren, dass man als Teilnehmer oft denkt, dass die Arbeit der Kursleiter von 10 bis 17 Uhr an den Kurstag ist. Es ist aber ganz anders. Die Vorarbeit, die man für einen neuen Kurs leistet, ist viel mehr als man denkt. 


Die Idee 
Den Weg zur Idee für einen Kurs ist unterschiedlich. Manchmal sieht man ein Bild oder einen Objekt und man weiß, ah, ok, ich würde das gern als Schaustück machen. Vielleicht zu einen Kursschaustück. Oft ist es auch so, dass es eine Anfrage für einen Kurs kommt und ich frage den Organisator dieses Kurs (ein Torten-Shop oder Kursanbieter), was er gern als Thema hätte. Aber in Berlin bin ich selbst der Organisator meiner Kurse und hier frage ich mich selber, was würde ich den gern machen. Ich versuche die Themen auch ein bisschen saisonal zu gestalten - in Sommer passt es besser einen sommerlichen Kurs anzubieten als etwas weihnachtliches. Im November lässt es sich gut was Herbstliches machen.

Wenn ich schon grob das Thema weiß, fange ich an mir Gedanken darüber zu machen. z.B. zur Zeit bereite ich das Schaustück für den Kurs in Rodenbach im Dezember "Vintage Christmas". Wie man an den Name des Kurses sehen kann handelt es sich hier um zwei Themen - Weihnachten und Retro/Vintage Style. Als ich mir damals dieses Thema (zusammen mit Heike von Kreatives mit Herz) ausgesucht habe, habe ich eine bestimmte Vorstellung im Kopf gehabt: eine schick gekleidete Dame in 50er Jahre Style, die einen Tannenbaum schmückt. 
So, die Idee war da, d.h. die Richtung in welche man gehen möchte. Aber die tatsächliche Arbeit fängt gerade erst an. 


Die Recherche
Um die Idee zu einem richtigen Schaustück zu machen, benötige ich meistens noch etwas Recherche. Ich liebe Google Bildersuche - man gibt einen Begriff wie z.B. "Vintage" und die Suchmaschine spuckt tausende von Bilder zu dem Thema. Danach heißt es schauen und sich inspirieren lassen. Ich speichere mir meistens 10 bis 20 Bilder ab und nutze diese als Inspiration. Und nach und nach bekommt die Idee einen richtigen Gerüst. 

Wichtig hier für mich ist, mich für die Farbschema zu entscheiden - welche Farben möchte ich benutzen, soll es ganz traditionelle sein wie rot und grün für Weihnachten oder sollen etwas ungewöhnliche Farben kommen? Wenn man auch den Element Vintage unter Betracht zieht, eröffnet sich einen ganz anderen Farbwelt. Wenn man mehrere Farben kombinieren möchte und es sich nicht ganz sicher ist, ob diese zu einander passen, kann man sich mit der so genannten "Color Scheme" behelfen. 

Ich habe mich letztendlich für die warme Töne in Braun/Karamel und Rubinrot entschieden, die sehr gut zu Vintage und Weihnachten passen. 


Kursschaustück vorbereiten
Nachdem die theoretische Vorarbeit getan ist, kommt die Praktische: einen Schaustück vorbereiten, das gleichzeitig schön und innovativ aussieht, aber in 2 Tage (so lange dauern meine Aufbaukurse meistens) von den Teilnehmer selbst machbar ist. D.h. ich selbst sollte das Schaustück in weniger als die Hälfte der Zeit machen können. Ok, wenn man die Fehlversuche und Veränderungen während des Modellieren betrachtet, an zwei Tage auch für mich. 

Ich finde, die Zeitplanung ist einer der schwierigsten Sachen bei einen neuen Kurs vorbereiten und man lernt es mit der Zeit und der Erfahrung, die Kurse so zu planen, dass sie wirklich in 2 Tage von 10 bis 18 Uhr machbar sind. Natürlich gibt es hier und da Ausnahmen, man überzieht die Zeit, denn wir sind keine Maschinen und in so einen Aufbaukurs Modellieren arbeiten nicht alle Teilnehmer gleich schnell oder langsam. Anfangs hatte ich meine Kurse von 10 bis 17 Uhr angekündigt, aber mittlerweile dauern sie bis 18 Uhr. Aber zurück zu Schaustück. 

Auf dem Weg von der Idee zum Kursschaustück muss man oft Veränderungen machen, damit letztendlich dieses Kurs erfolgreich für die Teilnehmer sein wird. Hier ist oft weniger mehr, denn als Teilnehmer in einen Kurs möchte mach außer Neues lernen auch Spaß haben. Man muss als Kursleiter einen Balance finden können, in welche die Teilnehmer nicht die ganze Zeit gehetzt werden, um überhaupt was fertig zu bringen. Ich muss nur an meinen Marie Antoinette Kurs letztes Dezember in Berlin denken - oh mann oh mann, hatten wir viele Techniken auf dem Kursplan! Meine arme Teilnehmer! Wir schafften leider nicht alle Details fertig zu machen, trotz Eile und Verspätung! Nach diesem Kurs habe ich radikal an Details abgespeckt und mich mehr auf die Zuckerfigur konzentriert. Natürlich gehören auch paar Details dazu, aber ich werde nie wieder 3 Dummies, eine Figur, Schleifen, Ornamenten, filigranen Tannebaum und und und in einen 2-tägigen Kurs packen. Dann das ist deutlich zu viel. 

Aber jetzt bin ich wieder von Weg abgekommen :D
Ich fange an und wenn ich Glück habe und meine Idee klar und deutlich ausgearbeitet habe, schaffe ich es an zwei Tage das Kursschaustück fertig zu stellen. Wenn ich Pech habe, klappt es nix wie vorgestellt und ich mache 5x Beine oder 3x Köpfe, kämpfe mit dem Kleid, entferne Elemente, weil zu aufwendig sind und probiere verschiedene Techniken aus. Von stehende Figur wird eine Sitzende, um gleich von vorne anzufangen und wieder eine Stehende zu machen. Wie z.B. bei meinen "Vintage Christmas" - wie verhext wollte diese Woche nichts so werden, wie ich wollte - eins nach dem anderes ging es schief, bis ich mich irgendwann fragte "Kann ich überhaupt modellieren?". An solche Tage sollte man das Modellieren lassen und nichts machen, vielleicht auch ein paar Tage lang.

Irgendwann ist die Welt wieder in Ordnung und mit dem Schaustück geht es gut voran. Die ursprüngliche Idee hat paar Abstiche erfahren, aber die neue Elemente scheinen besser mit einander zu harmonieren. 
Und spätestens wenn das Gesicht bemalt ist, bekommt die Figur ihren einzigartigen Charakter und die Zufriedenheit kehrt zurück. Wieso nochmals dachte ich, dass ich nicht modellieren kann? 

Das Erstellen einen Schaustück ist wie eine Geburt: manchmal kurz und schmerzlos, andermal lang und voller Schmerzen. Gott sein Dank, vergisst man die Qualen schnell und wagt sich an neue Figuren und neue Schaustücke. 

Das Schaustück für den Kurs "Vintage Christmas" ist noch nicht komplett fertig, aber der kritischen Punkt ist überwunden. Beim zweiten Teil diesen Artikel werde ich euch auch Fotos davon zeigen können. 


Apropos zweiten Teil: es war eigentlich nicht geplant, dass ich dieses Artikel in zwei aufteile, aber es scheint, dass ich ganz schön viel zu dem Thema sagen möchte, von daher wird in Teil Zwei über folgende Punkte noch berichtet: 



  • Materialliste und Handouts
  • Kursbuchungen und Rechnungen
  • Vorbereitung des Materialien
  • Kurstag(e)
  • Nachbereitung 


Danke, dass ihr euch meine Gedanken zu dem Thema durchgelesen habt. Es würde mich echt interessieren zu erfahren, ob ihr solche "Hinter der Kulissen"-Artikel für sinnvoll/interessant haltet oder der Meinung seid, dass sowas keinen Mensch braucht?


Zuckersüße Grüße
Valentina

3 Kommentare:

  1. Toll geschrieben und sehr interessant.Mach mehr davon.

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  2. Also ich finde es ganz toll, da ich etwas älter bin (63) und erst jetzt dahinter gekommen bin was für tolle Sachen man aus Fondant machen kann, bin ich dankbar über jeden tipp den ich bekomme. Abet mal ganz ehrlich, bin ich nicht schon zu alt um das noch zu lernen?????

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